Predigt zum Fest Darstellung des Herrn / Lichtmess

Liebe Gläubige
Erinnern sie sich noch, wie vor einigen Jahren beim großen Sturm plötzlich der Strom weg war? Ich weiß nicht, ob sie gleich eine Taschenlampe zur Hand hatten. Ich jedenfalls musste zuerst einmal durch das Haus stolpern und mich mühsam vorwärts tasten, um zu einem Licht zu kommen. Mit einem mal war mit das sonst so vertraute Haus plötzlich fremd, und ich wurde in der gewohnten Umgebung ziemlich unsicher. Erst als der Lichtkegel der Taschenlampe aufflammte, da war die Orientierung wieder da. Diese an sich belanglose Szene kann auch als Gleichnis für das Leben dienen. Es gibt Menschen, die stolpern durch ihr Leben, wie ich durch das finstere Haus. Sie sind unsicher, sie sind vorsichtig, sie haben Angst zu fallen. Alles im Leben scheint geheimnisvoll und rätselhaft. Wie und warum sie da sind, wissen sie nicht, sie leben nur für den Augenblick. Sie sehen nicht wo das Leben hinführt, und von woher sie gekommen sind. Und es gibt Menschen die haben quasi eine Taschenlampe im Leben dabei. Diese Lampe, so klein sie manchmal auch sein mag, ist der Glaube. Ein größerer Glaube macht mehr Licht, als ein kleinerer. Das ist wie bei der Taschenlampe. Aber im Licht der Glaubeslampe können wir zumindest ein wenig Orientierung finden. Im Licht des Glaubens sehen wir wo hin wir gehen, und woher wir kommen. Der Glaube ist so eine echte Lebenshilfe. Er gibt uns Sicherheit. In diesem Sinne bezeichnet sich Christus auch als das Licht des Lebens. Wer an ihn glaubt, der wird nicht im Finstern wandeln, sagt er. Ein gläubiger Mensch wird daher mit mehr Sicherheit, Mut und Vertrauen seinen Lebensweg gehen. Denn ein Mensch mit dem Licht des Glaubens ausgerüstet, weiß woher er kommt, und wohin er geht. Im Licht des Glaubens erkennen wir, dass wir von Gott geliebte Geschöpfe sind und kein blinder Zufall. Im Licht des Glaubens erkennen wir, dass wir das ganze Leben zu Gott unterwegs sind, und bei ihm auch das ganze Leben  geborgen sind. So sind die Kerzen, die wir heute gesegnet haben, nicht nur Zeichen für Christus und seine Gegenwart, sondern auch Zeichen für unseren Glauben. Es ist der eigentliche Inhalt dieses Festes, dass die Bedeutung des kleinen Jesuskindes wie ein Licht vor den Menschen aufgeleuchtet ist. Dies ist nicht nur von irgendwelchen Fremden, wie es die heiligen drei Könige waren, erkannt worden, sondern von den Menschen aus dem eigenen Volk. Es waren Simeon und Hanna, die in Jesus den lange erwarteten Retter erkannt haben. Erstaunlich ist, dass es keineswegs die offiziellen Priester waren, oder gelehrte Professoren, sondern zwei alte fromme Leute, die das Wesentliche begriffen haben. Sie haben intuitiv die Nähe Gottes gespürt, weil sie immer besonders gottesverbunden gelebt haben. Das ist das Wichtigste und der Höhepunkt des Glaubens: die Nähe Gottes am eigenen Leib spüren. Diese besondere Glaubenserfahrung nennt man Mystik. In unserer erlebnisorientierten Zeit müssen wohl  alle Christen Menschen sein, die den Glauben nicht nur als Tradition empfangen haben, sondern die die Kraft und das Licht des Glaubens selbst erlebt haben, indem sie die Nähe Gottes gespürt haben, wie Simeon und Hanna. Anlass dieser Gotteserfahrung, war die Erfüllung des jüdischen Gesetzes. Da war zum Einen von den Eltern des Jesuskindes das vorgeschriebene Reinigungsopfer darzubringen. Denn eine Frau galt nach einer Entbindung als kultisch unrein und musste sich aus der Öffentlichkeit zurückziehen. Was ursprünglich als Hygienevorschrift zum Schutz der Frau gedacht war, wurde später religiös verbrämt: Wurde ein Bub geboren, dann betrug die Zeit der Unreinheit 40 Tage; bei einem Mädchen waren es 80 Tage. Nach dieser Zeit musste zum Dank für die Geburt ein Reinigungsopfer dargebracht werden. Es war entweder ein Schaf, oder eine Ziege. Für arme Leute reichten auch zwei Tauben aus. War das Kind noch dazu das Erstgeborene so musste noch ein Schaf oder eine Ziege geopfert werden, um das Kind quasi von Gott zurückzukaufen. Denn nach dem Gesetz des Mose war jede Erstgeburt dem Herrn geweiht, und quasi Besitz Gottes. Es steht nichts davon in der Bibel, dass für Jesus dieses Erstgeburtsopfer dargebracht wurde. Jesus als Erstgeborener gehörte also nach wie vor Gott. Hatten die Eltern Jesus schon damals für den Gottesdienst bestimmt? War dieses  fehlende Opfer auch der Grund, warum Jesus als zwölfjähriger im Tempel vom Haus seines Vaters sprach? In jedem Fall haben sich Jesus und seine Eltern ganz dem jüdischen Gesetz unterworfen. Auch für sie war der gelebte Glaube, das Licht ihres Lebens. Und heute feiern wir, dass wir als Christen dieses Glaubenslicht im Leben haben.